Im Mai 2018 bin ich nach Island geflogen.

Obwohl ich um 23:30Uhr in Reykjavik gelandet bin, war es noch immer hell. Zu dieser Jahreszeit gibt es dort stundenlange Sonnenauf- und Sonnen-untergänge. Es wird nie richtig dunkel, sondern es fühlt sich nur so an, als hätte jemand das Licht gedimmt. Als alleinreisendes Mädchen fühlt man sich da direkt sicherer, obwohl ich rückblickend sagen würde, dass man auf Island nie Angst haben muss. Vom Flughafen ging es direkt ins Hostel.

Am nächsten Morgen machte ich mich auf Entdeckungstour durch das kleine, idyllische Reykjavik. Trotz seiner überschaubaren Größe hat die isländische Metropole viel zu bieten. Etwa 38% der Gesamtbevölkerung Islands leben in der nördlichsten Hauptstadt der Welt.


Es gibt zwei Möglichkeiten Reykjavik am besten zu erkunden. Entweder man flaniert über die Laugavegur, die Einkaufsstraße mit vielen kleinen Läden, Cafés und Restaurants oder man läuft am Wasser entlang, mit Blick auf den rauen, aber erfrischenden Atlantik. Die Promenade verläuft parallel zur Einkaufsstraße und lädt viele zum Joggen, Spazieren und Radfahren ein. In Regelmäßigen Abständen findet man hier einige Kunstwerke wie zum Beispiel das Sonnenschiff (Sólfar) von Jón Gunnar Árnason aus dem Jahre 1986. Ein ganz besonderes "Kunstwerk" ist das 2011 eröffnete Konzert- und Opernhaus Harpa. Das gesamte Gebäude besteht aus speziellem Farbeffektglas, das wabenförmig angeordnet ist und je nach Wetter auf den wechselnden Einfall des Tageslichts reagiert. Die Besichtigung des Konzerthauses ist kostenlos. Ansonsten kann man entweder eine Konzertkarte kaufen oder an einer geführten Tour teilnehmen, um mehr über die Architektur zu erfahren.

Neben dem modernen Opernhaus ist die evangelische  Kirche Hallgrímskirkja ein weiteres Wahrzeichen der Stadt. Mit ihrem rund 74m hohem Turm und ihren 1200 Sitzplätzen ist sie die größte Kirche Islands. Ihre auffällige Architektur soll die isländische Landschaft mit ihren zahlreichen Bergen und Gletschern symbolisieren. Der Aufstieg auf den Kirchturm lohnt sich, da man von oben einen herrlichen Rundumblick auf Reykjavik hat.


Auf der Ringstraße ging es schließlich einmal um Island herum. Allein die einfache Fahrt mit dem Auto ist schon ein Erlebnis. Die Landschaft verändert sich ständig und es gibt überall etwas zu sehen: Vorbei an Gletscherlagunen, Felsformationen, die entweder erstarrte Lavaströme oder versteinerte Trolle sind, schwarzen Stränden oder kochenden Schlammtöpfen, die minütlich heißes Wasser wie eine Fontäne in die Luft schießen. Auf Island korrelieren die urzeitlichen Gegensätze Feuer und Eis scheinbar ganz natürlich miteinander.

 

 

Ganz nach dem Motto "Immer der Nase nach", erfolgte der erste Stopp bei den kochenden Schlammtöpfen in der Nähe des Mývatn Sees. Der Geruch von faulen Eiern, der hier in der Luft liegt, wurde mit jedem Meter ein bisschen stärker. Schon von weitem sah man riesige weiße Dampfwolken, bestehend aus Wasserdampf, Schwefelwasserstoff, Schwefel und anderen Mineralien, die aus der Erde austreten. Überall zischte, gurgelte und dampfte es. Die Quellen brodeln über dem Siedepunkt und färben dabei den Boden auffällig bunt. So hat die Landschaft etwas einmalig faszinierendes und man fühlt sich mitunter wie auf dem Mond.

 

 


Weiter ging es in den Osten der Insel. Hier liegt der kleine Ort Bakkagerði mit seinen 77(!) Einwohnern und dem Sitz des isländischen Elfenkönigs. Das Dörfchen, das eingebettet zwischen bunten Rhyolith-Bergen liegt, die eine mystische und einmalige Atmosphäre kreieren, zieht seine Besucher sofort in seinen Bann. Jegliches Zeitgefühl verschwindet (besonders wenn es im Sommer sowieso nie wirklich dunkel wird) und man fühlt sich sofort entschleunigt und entspannt.

Nur wenige Kilometer vom Ort entfernt, am kleinen Hafen Hafnarhólmi findet man den Vogelfelsen. Hier kann man von Mai bis August Islands heimlichen Nationalvogel beobachten. Der Papageientaucher (eng: Puffin/ isl: Lundi) sieht aus wie ein kleiner Pinguin mit Flügeln und orangefarbenen Beinen und einem rotorangenem Schnabel. Auf den Felsen kommen jährlich tausende Papageientaucher-Paare und es ist super spannend diese beim Brüten, Jagen und Aufziehen ihrer Jungen zu beobachten.


Am nächsten Tag ging es weiter zu meinem absoluten Highlight der Reise (wenn man das so sagen kann, denn eigentlich besteht Island nur aus Highlights und eines reihte sich täglich an das andere). Im Süd-Osten der Insel findet man am Rand der Ringstraße die Lagune des größten Gletschers Europas, dem Vatnajökull. Von diesem lös(t)en sich im Laufe der Zeit Eisblöcke und durch das Schmelzwasser, sowie Grundwasser und Regen entstand die berühmte Gletscherlagune Jökulsárlón. Nachdem die Eisberge mehrere Jahre in dem See herumtreiben, treiben sie irgendwann hinaus in den Atlantik. 

Auf Island sollte man immer auf jede Wetterlage vorbereitet sein (auch wenn deine Wetter-App was anderes sagt), da extreme Wetterumschwünge auf der kleinen Insel nicht selten sind. Von Sonne über graue Wolken bin hin zu Hagel und Schnee hatten wir alles (auch an einem einzigen Tag) am Start. An diesem Tag hatten wir jedoch richtig Glück, denn wir fuhren bei strahlendem Sonnenschein auf den Parkplatz der Lagune. Die Sonne ließ die weißen Eisblöcke auf dem tiefblauen See leuchten und lud Robben zum Sonnen auf diesen ein. Küstenschwalben umkreisten die Lagune bei ihrer Jagd. Es war einfach wunderschön!

Direkt gegenüber der Gletscherlagune befindet sich der Diamond Beach. Die Eisblöcke, die in die Lagune fallen, schmelzen langsam und treiben schließlich aufs Meer hinaus, wo sie von den Wellen wieder an den schwarzen Lavastrand zurückgespült werden. An diesem sonnigen Tag kam der Kontrast zwischen dem schwarzen Strand und den durchsichtigen Eisblöcken, d.h. die Reflexion der "Diamanten", besonders zum Vorschein. Überall glitzerte und glänzte es - es war einfach magisch und so einzigartig, dass dieser Strand für mich zu den schönsten Stränden der Welt gehört!


Vom Diamond Beach ging es weiter in Richtung Süden zum Black Beach, dem schwarzen Lavastrand der Insel, der schon öfter Schauplatz vieler berühmter Serien und Filme gewesen ist. Und ist man einmal dort, weiß man auch warum. Die Kulisse ist beeindruckend und wirkt geradezu dramatisch: Die wilde und unberechenbare Kraft der Natur wird sichtbar in den riesigen Wellen, die ungebremst und gewaltig auf die schwarze Küste und Felsen treffen. Nicht ohne Grund taucht dieser Strand in den Top 10 der schönsten (nicht-tropischen) Strände der Welt auf.

Viele Schilder warnen die Menschen die Gefahr nicht zu unterschätzen und zu nah ans Wasser zu gehen. Dennoch sind schon einige Menschen von den plötzlich auftauchenden Wellen überrascht und mitgerissen worden und ertrunken.

Die spitzen Basaltfelsen, die an der Küste aus dem Meer herausragen, sind einer isländischen Legende nach die Überreste eines dreimastigen Schiffes versteinerter Trolle.

Übernachtet haben wir ganz in der Nähe des Strandes, in dem kleinen Örtchen Vik.

Gerade zu dieser Jahreszeit (Mai bis August) gibt es auf Island besonders schöne,unendlich lange  Sonnen-untergänge (sofern man Glück mit dem Wetter hat). Als ich dieses Foto geschossen habe, war es fast 23Uhr, der gesamte Sonnenuntergang hat super lange gedauert und die Umgebung in ein einmaliges Abendlicht getaucht.


Wasserfälle sind auf Island natürlich nicht selten, im Gegenteil es gibt unzählige. Während unserer Rundreise haben wir bestimmt 50 Wasserfälle gesehen. Dennoch war dieser Stopp im südlichen Teil der Insel ganz besonders, da es hier meiner Meinung nach die beiden schönsten Wasserfälle gibt, die praktischerweise auch direkt nebeneinander liegen. 

Der Seljalandsfoss ist mit seinen 60m nicht der höchste oder gewaltigste Wasserfall auf Island.  Aber er hat etwas Besonderes, das kein anderer Wasserfall, den wir besucht haben, hatte: Man kann ihn komplett umrunden und die Wassermassen von hinten beobachten. Hinter dem Wasserfall ist es laut und vor allem nass. Bei schönem Wetter zeichnet die Sonne einen Regenbogen über ihn. 

Direkt neben dem Seljalandsfoss liegt der Gljúfrabúi-Wasserfall, der bisher noch ein kleiner Geheimtipp ist, da sich hier Viele nur seinen berühmten Nachbarn anschauen und dann weiterfahren. Übersetzt bedeutet sein Name so viel wie "Schluchtenbewohner", wodurch man auch schon die Besonderheit dieses Wasserfalls erahnen kann. Der Wasserfall liegt nämlich versteckt und nur zu erreichen, wenn man durch eine Felsspalte klettert und durch Wasser läuft. Hinter der Felsspalte steht man direkt unter dem Wasserfall. Das herabfallende Wasser ist ebenso laut und man wird auch hier mit Sicherheit nass - genau mein Ding also! :)

 

 


Bevor es zurück nach Reykjavik ging, ging es in die bekannteste heiße Quelle Islands, die Blue Lagoon. Diese liegt etwa 50km von Reykjavik entfernt. An kalten Tagen kann man sich in dem heißen Quellwasser mit seinen heilenden Kräften wunderbar aufwärmen und entspannen. Denn das milchig-blaue Wasser ist angenehme 38 Grad heiß.

Im Eintrittspreis enthalten ist zudem eine kostenlose Silizium-Algenmaske fürs Gesicht sowie ein Smoothie, den man an einer Bar im Wasser bestellen kann. 

Obwohl der Eintritt mit umgerechnet fast 50 Euro schon recht teuer ist, ist die Blaue Lagune auf jeden Fall einen Besuch wert und für mich der perfekte Abschluss meiner Island-Rundreise.


Die Rundreise endete dort wo sie begonnen hatte, in der kleinen Hauptstadt Reykjavik. Nachdem wir hier noch einige Tage gelacht, gefeiert und geshoppt haben, stand auch schon der letzte Abend und das letzte Abendessen an. Auf Island kann man enorm viel Geld für Lebensmittel und fürs Essen gehen ausgeben. Ich habe nie schlecht gegessen, im Gegenteil, alles schmeckte köstlich und wer mich kennt, weiß dass ich total gerne unbekannte Dinge probiere. Auf unserem täglichen Speiseplan standen vor allem Zimtschnecken. Die besten auf ganz Island gibt es in diesem kleinen, bunten Laden bei Braud&Co.


Auf Wiedersehen Island! Und das meine ich wortwörtlich, denn ich werde auf jeden Fall wiederkommen, um die magische Natur dieser wunderschönen kleinen Insel noch einmal zu erleben!